Mit Erasmus+ in Norwegen

Mit Erasmus+ in Norwegen

Nun ist sie vorüber, unsere drei wöchige Reise an die Südküste Norwegens. Nach einer feucht-fröhlichen Überfahrt mit der Colorline aus Kiel und der anschließenden ernüchternden Fahrt mit dem VY Reisebus haben wir schließlich unseren Zielort, Grimstad, ein kleines Städtchen and der Atlantikküste, erreicht.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase haben wir am Anfang der darauffolgenden Woche nach einem Besuch der Berufsschule, unsere Betriebe das erste Mal gesehen und mit dem Verantwortlichen gesprochen. Langer Rede kurzer Sinn: Endlich ging die Arbeit los.

Schon als ich die Baustelle, auf der ich die nächsten drei Wochen sein würde, das erste Mal gesehen habe, ist mir aufgefallen, dass in Norwegen deutlich kleinere Holzquerschnitte benutzt werden als in Deutschland. Mein Chef Glenn, der Wühler, wie der zuständige Berufsschullehrer ihn bezeichnete, erklärte mir, dass dies normal sei, da bei dem Baustil des Holzrahmenbaus keine größeren Querschnitte von Nöten sein. Falls ich mal einen dickeren Stiel brauchen würde, solle ich einfach mehrere aneinander spaxen. Ebenfalls waren die Maße des Holzes in Inch angegeben, was bei mir zu einiger Verwirrung führte und mir nur ein müdes Lächeln von meinen Gesellen erntete, als ich meinen Zollstock herausholte.

Als die erste Verwirrung vorüber war, ging es richtig los ans Arbeiten und Glenn wurde seinem Ruf als Wühler gerecht. Das Arbeitstempo war hoch, ähnlich wie in Deutschland. Dadurch, dass die Hölzer Standardmaße hatten und vorgeschnitten waren, war es uns möglich, eine Etage Holzrahmenbau von rund 180 qm an einem Tag fertigzustellen und das bei zwei Häusern!

Was an Abschnitten übrig war, wurde – wie auch der restliche Müll – achtlos in die Ecke geworfen, was dazu führte, dass die Baustelle oft sehr dreckig war. Auch bei der Arbeitssicherheit habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerne Gerüste „gefreestyled“ werden, sprich irgendwie aus Holz hingebaut werden.

Was ich als sehr positiv empfunden habe, ist dass die Baustelle von jedem Gesellen/in direkt angefahren wurde und die Firma kein eigenes Firmengelände hatte, sondern alles in Containern auf der Baustelle untergebracht war. Material, was von gebraucht war, wurde kurzerhand auf die Baustelle geliefert, was enorm viel Zeit, Sprit und natürlich auch Kosten gespart hat.

Ansonsten sind mir wenige ökologische Unterschiede aufgefallen, genauso wie in Deutschland wird Gips gesondert gesammelt, aber ansonsten wird alles außer Holz einfach weggeworfen. Es wurde zwar extrem viel heimisches Holz verbaut, was meiner Meinung nach an der Bauweise des Holzrahmenbaus liegt und Firmen schlichtweg nur Holz aus Norwegen bekommen, also keine ökologischen Aspekte im Vordergrund stehen.

Alles in allem habe ich einen sehr positiven Eindruck von der Bauweise in Norwegen erlangen können. Die Arbeitsmoral war hoch und die Stimmung meistens auch gut. Und wer weiß, vielleicht kann ich die Eindrücke in den kommen Jahren noch einmal bestätigen.

 

Bosse Bänsch

 

Austausch Norwegen 2022

Nachdem wir uns bereits als Gruppe, bestehend aus 4 Zimmerern und 4 GaLa Bauern, auf der Colorline kennenlernen konnten und am Sonntag nach über 24 Stunden Reisezeit endlich und erschöpft auf dem Campingplatz in Grimstad ankamen, starteten wir mit einem entspannten Tag in die Arbeitswoche, bei dem wir zunächst die sehr ökologische Schule in Tvedestrand kennenlernen durften. Besonders das Gelände mit dem direkt anliegenden See und dem modernen Sportplatz hat uns fasziniert. Auch haben wir an diesem Tag noch die Betriebe der Zimmerer kennengelernt und unsere jeweiligen Chefs, bei denen wir dann am Dienstag auf der Baustelle gestartet sind. Sarah und ich waren im gleichen Betrieb, der Wari Hus AS, untergebracht und so wurden wir am Morgen gemeinsam abgeholt und um 07:00 Uhr zum Internatsgebäude nach Drottningborg gebracht. Hier bestand unsere erste Tätigkeit darin, die Außenwände der unteren beiden Geschosse mit Mineralwolle zu dämmen. Es begegneten uns sofort Unterschiede, da nicht wie in Deutschland gewohnt, mit Dämmung in Rollen verpackt, gedämmt wurde, sondern mit Matten der Maße 20x60x120 cm. Dies empfanden wir allerdings als deutlich praktischer und einfacher, da die Rollen doch recht sperrig sind. Geschockt waren wir allerdings erst, als die Abschnitte und Reste das erste Mal zum Müllcontainer gebracht wurden. Entgegen aller bisher erfahrenen Predigten zur Mülltrennung, ist es das Normalste der Welt in Norwegen, Mineralwolle im gewöhnlichen Restmüll zu entsorgen. Nach zahlreichen Eindrücken, die wir verarbeiten mussten, endete unser erster Arbeitstag pünktlich um 16:00 Uhr.

Während ich die ganzen 3 Wochen auf dieser Baustelle verbrachte, wurde Sarah ab Mitte der ersten Woche auf eine andere Baustelle in Grimstad beordert. In vielen Beobachtungen waren wir uns aber einig. So stellten wir fest, wie viel praktischer und zeitsparender es doch ist, jeden Tag direkt um 7 Uhr auf der Baustelle zu starten und keine Firmenautos packen zu müssen und Müll unnötig hin und her zu schleppen, sowohl morgens, als auch zu Feierabend! Dies ist möglich, da jeder Angestellte sein eigenes Werkzeug (z.B. Akkuschrauber, HKS, Winkel) besitzt, immer mit dem privaten Auto fährt und jegliches Material direkt auf die Baustelle geliefert wird. Etwas störend empfanden wir allerdings die Vorschrift, dauerhaft Helm und Warnweste tragen zu müssen, aber eigentlich ist es als Leuchtboje gar nicht so schlimm, daran hat man sich auch mit der Zeit gewöhnt. Als wir jedoch unsere traditionelle Arbeitskleidung in Deutschland, also die Zunft, ansprachen, wurden wir sehr belächelt, denn diese ist im norwegischen Handwerk gänzlich unbekannt. Neu für uns war hier noch der umfangreiche Gürtel, der bei Gebrauch getragen werden kann und in dem durch zahlreiche Taschen Kleinigkeiten wie Schrauben, Bohrer oder Klebeband Platz finden.

Während ich in der zweiten und dritten Woche mithalf die Pfannen auf dem Dach des Internates zu stellen und anschließend einzudecken, war Sarah auf ihrer Baustelle mit dem Bauen eines Vordaches für ein Fitnessstudio und einer Schule beschäftigt.

Abschließend kann man sagen, dass wir die Zeit sehr genossen haben, da man durch das Arbeitsklima nie das Gefühl hatte, ständig unter Zeitdruck zu stehen und der pünktliche Feierabend dazu beitrug, dass man auch neben der Arbeit und dank des schönen Wetters noch Aktivitäten wie Angeln, Klippenspringen oder Wandern mit der Gruppe machen konnte. Und obwohl sich die 3 Wochen, die wir dort verbracht haben, wie eine Ewigkeit angefühlt haben, vergingen sie wieder viel zu schnell. Die Motivation, wieder nach Deutschland zurückzukehren, hält sich in Grenzen. Neue Erfahrungen und Freundschaften sind auch nur ein Teil dessen, was jeder von uns aus dieser Zeit in Norwegen mitnehmen kann.

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