Tag 1 des Erasmusaustauschprogrammes auf Mallorca, aufgrund eines ausgefallenen Fluges kamen wir später an, als geplant und mussten erstmal mit dem Bus zum Golfplatz Son Muntaner fahren. Die Fahrt dauerte ca. 20 Minuten und wir mussten nicht umsteigen, allerdings noch 10 Minuten den Weg am Golfplatz entlang zum Hauptgebäude gehen.Dort wurden wir freundlich begrüßt und man zeigte uns alles und wir bekamen zwei T-Shirts, eine Cap und eine große Packung Sonnencreme. Anschließend sollten wir direkt noch für die letzten Stunden Lorbeerbäume (Laurus nobilis) schneiden.
Am ersten richtigen Arbeitstag ging es um 7:00 auf dem Golfplatz los. Daniel, Jorge und Eugenio zeigten uns wo und wie wir eine „Kahle Drillingsblumenhecke“ mit der Handheckenschere zu schneiden haben. Zu Beginn gab es doch immer mal ein paar Verständigungsprobleme, aber mit Händen und Füßen konnte man letztendlich immer alles klären. Zur not wurde mit dem Google Übersetzer nachgeholfen, was aber teilweise auch zu lustigen Situationen führte, zb. die Frage nach unserer Kleidergröße wurde zu „Striptease-anzug“ übersetzt.
Die Arbeit selbst auf den insgesamt 4 zusammenhängenden Golfplätzen beschränkte sich überwiegend auf Hecken schneiden und Unkraut zupfen, was mit der Zeit etwas eintönig war, aber das gehört eben auch mal zum Job dazu. Zum Ende hin durften wir dann doch auch mal den Rasen vor den Gebäuden mähen. Ansonsten wurde uns viel Vertrauen geschenkt, bereits von Tag 1 an sollten wir auch immer den Grünschnitt mit dem Buggy selbst abtransportieren und konnten unsere Arbeiten ohne ständige Aufsicht alleine durchführen.
Mit der Zeit wurde auch die Verständigung immer besser und auch untereinander wurde es deutlich vertrauter und man konnte sich nach Möglichkeit etwas unterhalten. Begriffe der Werkzeuge und Arbeitsanweisungen auf Spanisch bereiteten immer weniger Probleme.
Um 12:30 gab es immer eine gemeinsame Mittagspause, in der alle in einem Aufenthaltsraum zusammen warm essen konnten. Danach wurde die Arbeit aufgrund der enormen Mittagshitze gerade in der ersten Woche (35 Grad) in den Schatten verlegt. Um 14:50 wurde sich dann vor dem kleinen Werkzeugkabuff getroffen, alles verstaut und wir konnten einen Shuttlebus zur öffentlichen Bushaltestelle nehmen. So früh Feierabend zu haben, war sehr dankbar, da der Tag immer noch genug Zeit übrig hatte um die Stadt zu entdecken, oder an den Stadtstrand zu gehen.
Insgesamt war es eine tolle Erfahrung mal im Ausland und vor allem in einem anderen Betrieb zu arbeiten. Auch eine Gruppe mit lauter Unbekannten Menschen und deren Berufen kennenzulernen war eine tolle Sache. Zwar hat das Praktikum fachlich nicht so viel vermittelt wie erhofft, aber wer kann schon von sich behaupten mal auf Mallorca in einem Golfclub gearbeitet zu haben.
Julius & Can
Que pasa en Mallorca …
7:30, der Wecker klingelt. Die Sonne ist bereits aufgegangen und brennt erbarmungslos auch schon am Morgen vom Himmel herunter. Es sind ungefähr 35°C und die Nacht war durch die Wärme etwas unruhig. So richtig haben wir die Klimaanlage noch nicht verstanden und sie funktioniert nur phasenweise. Die anfängliche Müdigkeit weicht schnell beim Verlassen des Hauses. Die Wärme lässt nicht nur jeden schwitzen, sie macht auch auf Anhieb gute Laune. Aus dem doch etwas grauen Norden kommend fühlt sich hier der Gang zur Arbeit eher an wie Ferien.
Nach einem kurzen Fußmarsch komme ich an meiner Arbeitsstätte an. Decaprint ist mein Arbeitgeber für 3 Wochen. Beim Eintreten hört man ein freundliches „Hola!“ oder „Bon día!“ Bon día ist Mallorquin und heißt guten Tag. Der Morgen beginnt entspannt. Es müssen Zuschnitte gemacht werden. Am Lineal oder mit einer Schneidvorrichtung kann man sich aussuchen. Wir verkleben die geschnittenen Digitaldrucke auf Aluverbundplatten. Diese sind nicht auf Maß und müssen per Hand mit der erwähnten Schneidevorrichtung auf Größe gebracht werden. Das ist sehr aufwendig und zeitintensiv, aber wenn man keine Geräte zur Verfügung hat, eine gute Möglichkeit sich zu behelfen. Die Kanten müssen immer nachgeschliffen werden. Auch dies geschieht per Hand mit einem Schleifklotz oder kleinen Feilen. Nun kann der Druck aufgebracht werden. Es wir hier zu einem großen Anteil nass verklebt, das heißt: die Fläche wird etwas gereinigt und mit Seifenwasser eingesprüht. Auch die Rückseite des Druckes wird befeuchtet, nachdem das Trägerpapier entfernt wurde. Nun drehen wir den Druck zu zweit um und richten ihn an der Platte aus. Das Wasser wird aus der Mitte heraus gerakelt. Nach ein wenig Trockenzeit drehen wir die Platte um und schneiden von hinten an den Kanten entlang. Die Platte ist fertig. Für drei Digitaldrucke benötigen wir so einen ganzen Vormittag. Es wird dabei viel gelacht und gealbert. Wer möchte, kann zwischendurch etwas zu Essen oder zu Trinken beim nahegelegenen Supermarkt einkaufen.
Am Nachmittag geht es auf Montage. Wir fahren heute zum Port de Palma. Dort soll das „kleine“ Beiboot der Yacht eines Scheichs neu beschriftet werden. Zunächst muss die alte Schrift entfernt werden. Wir ziehen die Buchstaben herunter und mit Hilfe von Isopropanol und einer Klinge aus Plastik entfernen wir den zurückgebliebenen Kleber. Die Sonne lässt uns dabei ganz schön ins Schwitzen kommen. Es sind beinah 40°C. Mein Vorarbeiter vermisst den Schriftzug und die zu beklebende Fläche, damit nachher alles in der Mitte sitzt. Wir entfernen das Trägerpapier und befeuchten die Rückseite der Schrift und den Untergrund. Nun wird alles an seinen Platz gebracht. Durch das Wasser können wir gut korrigieren und ausrichten. Anschließend rakeln wir die Schrift fest. Trotz der Sprachbarriere gelingt es irgendwie die Erklärungen zu verstehen. Mein Spanisch ist eher mäßig und kaum jemand spricht Englisch. Es ist eine kleine Herausforderung die Fachbegriffe zu lernen, aber alle Mitarbeiter sind sehr geduldig und niemals schlecht gelaunt.
Auf dem Rückweg treffen wir Jesús, den Chef von Decaprint. Es wird gemeinsam gegessen, getrunken und gelacht. Es ist, als wäre man eine Familie und ich werde schnell als ein Teil davon aufgenommen. Das Leben und Arbeiten wirkt auf mich unbeschwerter und leichter. Was nicht fertig wird, macht man eben morgen. In Deutschland wird das nicht mehr funktionieren, aber was ich für mich mitnehme ist: „Viva la vida!“ Das Leben genießen und die Schönheit dessen zu sehen. Man sagt: ”Que pasa en Mallorca, se quede en Mallorca.” (Was auf Mallorca passiert, bleibt auf Mallorca.) Ich denke, jeder von uns lässt einen kleinen Teil von sich dort und ein Teil von Mallorca wird uns alle nach Hause begleiten.