Vom 17.09.2018 bis 05.10.2018 haben 11 angehende Köchinnen und Köche der Gastronomie-Abteilung an einem Austausch in der beruflichen Bildung nach Nantes (Frankreich) teilgenommen. Im Rahmen dieses Mobilitätsprojekts haben unsere jungen Auszubildenden zwei Wochen lang ein Berufspraktikum in einem Nanteser Restaurant absolviert. Dabei konnten sie viele wertvolle Erfahrungen sammeln, neue Eindrücke gewinnen („Die Franzosen gehen so oft essen!“), andere Arbeitsabläufe kennenlernen (die Franzosen arbeiten in der Gastronomie im Teildienst), mit frischen lokalen Produkten arbeiten, neue Kochrezepte ausprobieren (und nach Hause mitgenommen) und letztendlich ihre Sprachkenntnisse erweitern. Mittlerweile bereiten ihnen einfache Begrüßungen und kurze alltägliche Gespräche auf Französisch keine Schwierigkeiten mehr!
Die Anreise mit einem Direktflug von Hamburg nach Nantes verlief problemlos. In Nantes wurden wir von drei Kollegen des Lycée Professionnel Bougainville erwartet, die uns dann zur Unterkunft, dem Camping Petit Port brachten. Jeder Bungalow verfügt über eine eigene Küche, ein eigenes Bad mit Toilette und eine Terrasse.
Die erste Woche der Mobilität wird für einen Tandemsprachkurs der deutschen Schüler-/innen und ihrer französischen Gastgeber genutzt. Dabei begegnen sich die Schüler-/innen beider Länder zum ersten Mal und sollen teils spielerisch teils erklärend dem jeweiligen Partner die eigene Muttersprache näherbringen. Schon beim ersten Zusammenkommen war eine hohe Sozialkompetenz bei den Beteiligten zu erkennen.
An einem der nächsten Tage erfolgte die Vorstellung der Schüler-/innen in den Praktikumsbetrieben. Einer der französischen Schüler-/innen übernahm die Begleitung von zwei bis drei deutschen Austauschschülern, zeigte den Weg zum Praktikumsbetrieb und stellte sie entsprechend im Betrieb vor.
In den verbleibenden Tagen der ersten Woche unternahm die Gruppe noch zwei Ausflüge. Der erste wurde durch die Partnerschule organisiert und führte uns nach Clisson, einer mittelalterlichen Stadt in der Nähe von Nantes. Begleitet wurden wir von einer französischen Kollegin und natürlich den französischen Gastgeberschüler-/innen. In Clisson erwartete uns ein weiterer französischer Kollege, der uns dann die Stadt und ihre Geschichte erklärte. Besonders beeindruckt waren wir von dem historischen Markt, auf dem auch heute noch der Markt von Clisson stattfindet. Hier werden qualitativ hochwertige regionale Produkte angeboten, die den Schüler-/innen eine neue erweiternde Sicht auf die Lebensmittelerzeugung boten. Ein sehr gelungener Ausflug, gab er doch den Schülern-/innen die Möglichkeit noch mehr über die Kultur und die Bewohner der Region zu erfahren.
Der zweite Ausflug, den die Gruppe selbständig organisierte, führte uns nach Pornic, einem Seebad an der Atlantikküste. Leider zeigte sich das Wetter an diesem Tag von seiner unangenehmen Seite. Es regnete und stürmte, so dass an eine ausgiebige Erkundung der Gegend nicht zu denken war. Trotzdem sahen wir einiges von dem Ort und traten mit neuen Eindrücken die Rückfahrt an.
In den nächsten zwei Wochen der Mobilität ging es dann für die Auszubildenden in die Betriebe, um praktische und persönliche Erfahrungen zu sammeln.
Hier folgen einige Schülerberichte in Auszügen.
Schülerberichte:
(...) Am Donnerstag bin ich zusammen mit Collin, einer französischen Schülerin, in meinen Betrieb gegangen, damit ich weiß, wo der Laden ist und wie ich arbeiten soll. Mein Restaurant hieß Le Patio'nnement, welches auf dem ersten Eindruck sehr gemütlich wirkte. Wir haben auch sehr viele, sehr schöne Ausflüge gemacht, wo wir viele neue Sachen gesehen und gelernt haben. In der zweiten und dritten Woche war es dann soweit, dass jeder in seinem Restaurant arbeiten durfte. Der erste Tag war nicht ganz einfach, eine neue Küche, wo man sich zu Recht finden musste, es gab Kommunikationsprobleme mit den französischen Köchen und eine neue Karte. Am zweiten Tag waren die Probleme wie verflogen. Es hat nicht lange gedauert, da stand ich alleine auf einem Posten und habe meine Teller angerichtet. Von Tag zu Tag habe ich immer mehr gemacht und habe mich immer besser eingelebt. Die Arbeit hat mit sehr gut gefallen, das einzige was manchmal nicht ganz einfach war, war die Kommunikation aber letztendlich hat man mit Hand und Fuß alles erklärt bekommen. Meine Arbeitszeit war von 9.30-14 Uhr und dann von 18-23 Uhr. Auf der Arbeit gab es immer um 12 und um 19.30 etwas zu essen. Nantes ist eine sehr schöne Stadt, in der man an jeder Ecke etwas Neues entdecken kann. Einige Male waren wir mit der gesamten Gruppe essen zum Beispiel in einer Crêperie und im Restaurant. In der Crêperie gab es Galette. Das ist ein mit Buchweizenmehl herzhafter hergestellter Crêpe, der mit verschiedenen Zutaten gefüllt wird, welche auf jeden Fall zu empfehlen sind. Im Großen und Ganzen war dies eine sehr schöne Reise, bei der ich auch noch sehr viel gelernt habe. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich gerne ein weiteres Mal teilnehmen. Ich würde jedem empfehlen, an diesem Austausch teilzunehmen, selbst wenn man Angst davor hat, wegen nicht vorhandenen Französischkenntnissen unterzugehen. Bevor ich in Nantes war, konnte ich kein Wort Französisch und bin trotzdem sehr gut zurechtgekommen.
(...) Das zweiwöchige Praktikum im Anschluss habe ich im Restaurant L'Uni absolviert. Der Name des Restaurants bedeutet übersetzt ins Deutsche „der Vereinte“, was zusammen mit der im Namen enthaltenen Abkürzung „LU“ eine Anspielung auf die nahe gelegene Alte Keksfabrik „Lef'evre Utile“ darstellt, wo damals der für Nantes sehr berühmte „Petit Beurre“ (=Butterkeks) erfunden und hergestellt wurde.
Zur allgemeinen Arbeit in der Küche lässt sich sagen, dass nicht großartig viele Unterschiede zu Deutschland bestehen. Natürlich wird mit teilweise anderen Produkten aufgrund der Kultur und Region gearbeitet; hier in Nantes vor allem sehr viel mehr Fisch und Meeresfrüchte aber auch Innereien wie z.B. die für Frankreich sehr bekannte Gänsestopfleber („Foie gras“), aber die grundlegenden Methoden in der Küche sind überwiegend gleich, sodass man direkt fleißig mitarbeiten konnte. Allerdings muss man anmerken, dass französische Küchen oftmals viel kleiner und teilweise schlechter beziehungsweise mit älteren Gerätschaften ausgestattet sind. Weiterhin habe ich im Gespräch mit anderen Schülern erfahren, dass die Hygiene in manchen Küchen nicht dem „deutschen Niveau“ entsprechen oder die Kontrollen scheinbar nicht so streng sind wie in Deutschland. Trotz alledem zaubern die Köche in diesen Küchen tolle und schmackhafte Gerichte, worüber ich hier und da immer wieder erstaunt war. Mein persönliches Highlight beim Arbeiten mit den Franzosen war die Technik wie mein Küchenchef ein pochiertes Ei zubereitet. Ich hatte dies so noch nicht gesehen und habe mir diese Technik direkt angeeignet.
Im allgemeinen Vergleich zur deutschen Gastronomie sind ebenfalls einige Dinge direkt aufgefallen. Zuerst einmal ist es für viel mehr Menschen hier normaler Alltag in Restaurants in der ganzen Stadt essen zu gehen und dafür auch sehr viel mehr Geld zu investieren. Aus diesem Grund ist die Anzahl an Restaurants, Bars, Brasserien oder Cafés in der gesamten Stadt viel höher. Außerdem ist es hier üblicher auch vor allem mittags essen zu gehen, weswegen die Mittagspause der meisten Arbeitenden viel länger ist als in Deutschland. Dementsprechend wird in der Küche standardmäßig im Teildienst gearbeitet und es gibt spezielle Mittagsmenus für den etwas kleineren Geldbeutel. Somit sind wir auch beim Thema Speisekarte. Hier bemerkt man schnell, dass die Karten kleiner sind und vor allem lieber Menu als à la carte gegessen wird. In Bezug auf das Abendgeschäft ist mir aufgefallen, dass in Frankreich scheinbar viel später am Abend gegessen wird. Viele Restaurants öffnen erst wieder gegen 20:00 Uhr und haben länger geöffnet als in unserer Heimat. Um diese Nachfrage an Essensmöglichkeiten zu erfüllen ist ein 10-12 Stundentag hier für Köche Gang und Gebe.
Insgesamt war dieser Austausch für mich sehr aufschlussreich und ich bin dankbar für diese tolle Erfahrung. In diesem Sinne: Frankreich, wir werden uns wiedersehen!
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Das Aux Fourneaux ist ein sehr kleines Restaurant in einer Nebenstraße in der Nähe der Passage Pommeraye. Als ich das erste Mal vor der Tür des Restaurants stand, war ich sehr überrascht wie klein es tatsächlich war. Man konnte solange die Möbel (6 zweier Tische mit dazu gehörigen Stühlen), die sonst vor dem Restaurant aufgebaut waren, nicht mal aneinander vorbei gehen, so schmal war der Gang der zur ins Restaurant offenen Küche führte.
Eine Pantry für den Service gab es ebenfalls nicht. An meinem ersten Tag war ich aus lauter Angst zu spät zu sein über eine halbe Stunde zu früh und musste feststellen, dass das wohl in der Tat sehr unüblich war, da alle anderen inklusive der Chefs maximal 10, eher 5 Minuten vor Dienstbeginn ankamen. Eine Tatsache die für mich äußerst ungewohnt war, da in meinem Betrieb in Deutschland immer von mir erwartet wird, dass ich 15 Minuten vor Dienstbeginn umgezogen und informiert auf meinem Posten stehe.
Beim ersten Betreten der Küche stellte ich fest, dass der erste Eindruck mich keinesfalls täuschte. Die Küche war genauso klein wie der Rest vom Restaurant. Ein Gas-Herd mit Ofen für den Chef, zwei doppelte Induktionsplatten für die Sous Chefin (Marie), eine kleine Arbeitsfläche für den Pâtissier (Elliot) und eine Spüle bestehend aus zwei Waschbecken und einer kleinen Spülmaschine. In Deutschland hat unser Service eine separate Gläserspülmaschine, die größer war als diese.
Auch Kühlhäuser oder Trockenlager suchte man vergeblich. Am Ende der Küche gab es einen ca. 50cm breiten, ca. 2m langen Gang, durch den man seitwärts gehen musste und der nicht nur als Trockenlager sondern auch als Umkleide diente. Das war extrem ungewohnt gerade weil wir uns in Deutschland normalerweise nicht direkt in der Küche umziehen und unsere Taschen auf die Eismaschine stellen, aber es gab nun mal keinen Platz und mir wurde als Alternative auch die Gästetoilette im 1. Stock angeboten, ich wollte mich aber nicht anstellen und habe abgelehnt. Ich wollte eben alles eins zu eins so erleben, wie es für die Köche dort Alltag war.
Unter der Arbeitsfläche gab es 3 kleine Kühlschränke, einen großen in der Ecke, ein Gerät das wohl dieselbe Funktion erfüllt wie unser Auskühlregal in Deutschland und einen kleinen Gefrierschrank. Ein kleiner Stapel blauer Körbe unter der Arbeitsfläche vom Chef ersetzte das Gemüsekühlhaus. Auf meine Frage, wo denn der Rest gelagert würde, wurde ich nur erstaunt angeschaut. In diesem Betrieb war es nämlich üblich, nur das was man für den Mittagsservice am nächsten Tag braucht am Abend vorher, und das was man für den Abendservice braucht am Mittag frisch zu bestellen, aber kein Wunder. Ein kleines Restaurant mit 42 Plätzen ohne Hotel o.Ä muss ja kein Mise en Place für hunderte von Gästen lagern und ehrlich gesagt war das auch eine willkommene Abwechslung. Es war wirklich schön einmal zu sehen, wie die Köche dort sich wirklich nur um ihre Karte (jeden Mittag wechselnde Menüs und Angebote, die morgens zusammen erdacht wurden und eine saisonal wechselnde Abendkarte) und ihre Posten kümmern konnten und das auch sehr liebevoll und begeistert getan haben. Nicht ständig auf Menge und Masse zu produzieren, sondern ein gutes, qualitativ hochwertiges Produkt herzustellen, auf das man am Ende des Tages stolz sein konnte war hier oberstes Ziel und es war toll das auch mal tun zu dürfen.
Die Küchen-Crew bestand tatsächlich auch nur aus diesen drei Personen – und jetzt eben auch mir. Das hieß, dass trotz der überschaubaren Karte ein sehr hoher Druck gemacht und ein aberwitziges Arbeitstempo an den Tag gelegt wurde. Ich habe wirklich noch nie im Leben Köche gesehen, die sich so dermaßen schnell und kontrolliert bewegt haben und in so kurzer Zeit so unglaublich viel geschafft haben, während sie ihre Posten dauerhaft steril gehalten haben! Ich weiß noch gut, wie ich nach meinem ersten Tag dort gefragt wurde wie es war, und ich nur mit großen Augen feststellte, dass ich noch nie solche Sauberkeitsfanatiker und Perfektionisten erlebt habe. Es musste alles immer mit diversen Schwämmen und Putzwasser Lösungen (in der richtigen Reihenfolge!!) blitzblank und perfekt ordentlich gehalten werden, andernfalls sind die Leute teils leicht pampig geworden. Denn so klein die Küche auch war, es war so organisiert und strukturiert waren die Köche. „Organisation is everything.“ und „I always know what's in my fridge“ waren keine daher gesagten Floskeln sondern wirklich das Mantra des Chefs, der mir das in den paar Tagen, die ich dort war, so um die 200 Mal gesagt haben dürfte, und damit auch recht hatte, wie ich fand. Nichtsdestotrotz war ich als kleine deutsche Praktikantin sowieso etwas erschlagen von den vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken, von diesem Arbeitspensum und dem zwischenzeitlich auch etwas sehr rauem Ton, doch erstmals etwas überfordert und verunsichert. Es schien unmöglich den Erwartungen der Köche dort jemals gerecht zu werden und ich war immer zu langsam, was man mir im Vorbeiwirbeln mehrfach und unmissverständlich zu verstehen gab. Das erzeugte bei mir anfangs eher den Eindruck, nicht wirklich erwünscht zu sein und hat mich etwas unglücklich gemacht.
Eine weitere Sache, die ich aus Deutschland nicht gewohnt war, war, dass man mir sagte, ich bräuchte mir den Namen vom Chef gar nicht erst merken, da ich ihn eh nur mit „CHEF!“ anzusprechen hätte. Das galt aber nicht nur für mich sondern für jeden außer dem Restaurantbesitzer, David, einem unglaublich lieben und netten Menschen.
Außerdem war ich sehr erstaunt über das Personalessen. Hier war es das Normalste der Welt, das sich alle (3 Servicemitarbeiter plus Küche) eine halbe Stunde vor dem Mittags-/Abendservice zusammen an im Restaurant zusammengeschobene Tische setzten, und gemeinsam aßen. Hierbei wurde nicht genutzte Mise en Place verbraucht, neue Desserts zum Zeigen und probieren herumgereicht und viel gelacht und gescherzt.
Einer der Lieblingswitze waren die bunten verrückten Socken vom Chef, die er jeden Tag stolz beim Rauchen präsentierte, was ich ehrlich gesagt echt niedlich fand.
An guten ruhigen Tagen haben auch alle in der Küche gesungen und ab und zu Späße gemacht (die ich meistens nicht verstanden habe, mein Französisch ist leider nur passabel) wobei aber trotzdem immer noch auf ein enormes Tempo geachtet wurde.
Gott sei Dank wurden die Leute dann mit der Zeit etwas netter, der Druck und das „Allez! Allez!“ blieben zwar, aber ich habe mich trotzdem etwas wohler gefühlt.
Was meine täglichen Aufgaben betrifft, habe ich anfangs den Großteil des Tages in der Spüle gestanden, da es nicht wie bei uns in Deutschland Spüler gab. Dort habe ich auch Unmengen an Gläsern und Besteck poliert, da das Abtrocknen der gespülten Sachen von Küche und Service gemeinsam gemacht wurde und das dann eben zum ersten Mal mit zu meinem Tätigkeitsfeld gehörte – in Deutschland undenkbar.
Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war das System für die Bons. Es gab erstmal Bons fürs Amuse Bouche, dann einen „Demande“ (Wunsch → Zeit um Mise en Place zu machen bzw alles fertig zu machen) und einen Abruf bzw. „Reclaime“ (→ „if you get this – it means GO. If you'll take more than two minutes to finish, after this arrives – you gonna have a Problem!).Ein gutes System was viele Missverständnisse zwischen Küche und Service beim Abrufen etc. verhindert.
Am zweiten Tag habe ich dem Pâtissier bei einigen Vorbereitungen geholfen und mir wurde gesagt, ich solle mir genau angucken, was er macht, da ich am Samstag seinen Posten übernehmen sollte. Das war tatsächlich auch kein Witz und am Freitag bekam ich um 23:50 eine halb französische, halb englische Postenübergabe, bei der mir Aufgaben mit einem Folienstift auf eine Tafel am großen Kühlschrank geschrieben wurden, und dazu genaue Minuten Angaben, wie lange ich dafür MAXIMAL brauchen dürfte. Ich muss sagen, das hat mich echt überfordert und damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Ich bin mit meinen 22 Jahren zwar nicht mehr so im klassischen „Praktikantenalter“ aber ausgelernter Postenkoch bin ich jetzt auch noch nicht.
Ist Gott sei Dank aber alles gut gegangen, und ich habe ein „It wasn't THAT bad.“ bekommen, das größte Lob, das mir dort je ausgesprochen wurde. Und nachdem ich es irgendwie durch den Abendservice geschafft habe, habe ich nicht nur das erste Feierabendbier in Frankreich bekommen, sondern wurde noch von Marie und „Chef“ in eine Bar mitgenommen, wo sie mir ein Starkbier nach dem anderen ausgegeben haben und wir bis morgens um 4 gesessen und geredet haben. Sogar das Taxi hat der Chef für mich bezahlt und am nächsten Tag waren wir zusammen auf dem Markt und in der Markthalle, haben Sachen probiert und er hat mir sehr viel gezeigt und erklärt. Ich habe sogar beim besten Pâtissier in der Stadt einen Kuchen für 20€ gekauft, von dem mein Chef meinte, er sei der Beste (kann ich nur bestätigen). Eine großartige Erfahrung für die die ganze Quälerei sich wirklich gelohnt hat!
Alles in allem war es wirklich eine gute Sache, dass ich mich entschieden habe, den Austausch mitzumachen, und ich bin auch sehr zufrieden mit dem Restaurant, in dem ich war. Es wirkt von außen so unscheinbar aber innen drin arbeiten nur hochmotivierte Menschen, die immer ihr Bestes geben und wirklich unglaublich schöne, geschmackvolle und verdammt leckere Teller schicken. Das Restaurant ist sehr hübsch eingerichtet, der Service herzlich und nett und die Qualität der Speisen und der Arbeit ist wie gesagt enorm hoch. Dort zu arbeiten ist aber mit Sicherheit nicht für jeden etwas, da diese Leistungsbereitschaft und dieses dauerhaft 200% geben mit der Zeit unsagbar anstrengend ist, aber nun mal von allen so praktiziert und auch von kleinen, deutschen Praktikanten erwartet wird! Man muss gut mit Hierarchie und klaren Ansagen klar kommen und darf sich nicht schnell angegriffen fühlen. Auch sollte man sich darüber bewusst sein, dass es keine Urlaubsfahrt ist, selbst wenn man seinen halben Jahresurlaub dafür nimmt. Ich habe dort bis zu 12h am Tag gearbeitet. Und wer keinen Teildienst mag – auch das ist in Frankreich ganz normal. Meine Dienstzeiten waren: Beginn immer 9:30 – Ende des Mittagsservice meistens so 14:30, einmal auch 15:15. Dann wieder ab 18:45-Ende das zum Teil erst um 0:00 war, da man in Frankreich erst spät abends essen geht, sprich 15 Leute Walk in um 22:30 – ganz normal.
Sicher hätte ich auch früher gehen können, hätte ich gefragt, aber man hat mir gesagt, man möge an mir, dass ich so ambitioniert und motiviert wäre – außerdem wollte ich ja auch sehen, wie es wirklich ist dort zu arbeiten und das habe ich.
Schlussendlich bin ich sehr froh, diese Erfahrungen gemacht zu haben, sehr dankbar für alles, was ich lernen durfte und trotzdem froh wieder zuhause zu sein, wo ich meine Bons wenigstens problemlos lesen und verstehen kann.
Ich würde aber jederzeit wieder hin fahren und jedem, der mich fragt, empfehlen diese Fahrt mitzumachen, da man wirklich nur gewinnen und Erfahrungen fürs Leben sammeln kann!
(…) Zu meinem Betrieb „l’Atlantide“, wir waren einmal als kleine Gruppe mit 2 Lehrern von uns dort essen, bevor ich anfing. Das war der Hammer. Das Arbeiten hat mir da sehr viel Spaß gemacht, weil alles strukturiert war und alles sauber war. Ich durfte dort sehr viel lernen und auch viel machen, wie z.B. Anrichten, Frösche zubereiten oder eine Taubenkeule mit Füllung als Cripinette drehen. Der Chef war nett, konnte aber auch sehr streng sein, wenn etwas nicht so geklappt hat, wie er es wollte. Ich denke, das muss man auch sein, wenn das Restaurant 1 Michelin-Stern hat. Auf mich war er nie sauer. Mit dem Verständigen klappte es anfangs nicht so gut, aber das lag auch an meinen Kenntnissen. Man hat es dennoch hinbekommen. Die Arbeitszeiten waren wie Zuhause. Also kein Unterschied, man hat nur ganz anders und andere Produkte verarbeitet. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Also ich kann jedem nur empfehlen, der die Chance hat dabei zu sein, es definitiv zu machen. Die Stadt ist auch wunderschön. Ich habe auf jeden Fall viel mitgenommen.
(…) Der erste Tag ging sehr schnell vorbei. Mir wurde bewusst, dass es komplett verschiedene Welten sind aber am Ende kochen wir alle nur mit Wasser, somit war ich mir sicher, es werden spannende zwei Wochen. Die erste Woche war ich auf dem warmen Posten miteingeteilt. Es war viel auswendig lernen: was kommt auf bestimmte Burger, wie muss es angerichtet werden, habe ich auch ja nichts vergessen. Dies funktionierte aber auch relativ schnell und ich brachte die erste Woche relativ schnell hinter mich. Höhepunkt der Woche war definitiv die Verpflegung durch den Betrieb. Das gemeinsame Essen vor Beginn des à la carte Geschäftes fördert den Teamzusammenhalt enorm und ist sehr wichtig fürs gesamte Team.
Meine zweite Woche verbrachte ich auf dem Dessert Posten, wo ich definitiv mehr Freude dran hatte. Ich konnte viel mehr herstellen, ausprobieren, Rezepte sammeln und vor allem durfte ich die Desserts größten Teils alleine rausgeben, was mich sehr stolz machte. Mein Höhepunkt der zweiten Woche war definitiv, dass ich das Tagesdessert selber anrichten durfte nach meinen Vorstellungen, und es allen gefiel. Ich konnte nicht glücklicher gemacht werden als wie an diesem Tag.
Über die gesamten zwei Wochen freundete ich mich mit meinen Kolleginnen immer mehr an, wir gingen sogar zusammen auf den Jahrmarkt oder in die Bar auf ein paar Cocktails. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet, die gesamten zwei Wochen im Le Square zu arbeiten. Als Dankeschön lud mich der Küchenchef am letzten Abend ins Restaurant ein zum Essen. Wir waren mit 9 Personen im Restaurant und haben sogar zwei Amuse bekommen. Es war ein schöner Abschluss der hervorragenden drei Wochen. Ich würde es jedem empfehlen mitzumachen.
(…) Besonders hervorzuheben sind die durchaus positiven Rückmeldungen der Restaurants über unsere Auszubildenden. Alle zehn Küchenchefs waren von den deutschen Schülerinnen und Schülern beeindruckt. Oft wurde die hohe Professionalität der Jugendlichen erwähnt, sowie ihre perfekte Arbeitseinstellung, ihre Motivation und ihre Anpassungsfähigkeit. Ihre Eigeninitiative ebenso wie ihr schnelles Auffassungsvermögen wurden immer hochgelobt. Was für eine Freude für unsere angehenden Köchinnen und Köche, solche Ergebnisse zu erhalten! Besonders wenn sie von renommierten französischen Chefs kommen. So durfte zum Beispiel ein Schüler in dem Sternerestaurant „L’Atlantide“ seine Kenntnisse unter Beweis stellen und den Sternekoch Herrn Guého jeden Tag in seinem Restaurant aber auch auf einer Großveranstaltung unterstützen. Unsere Auszubildenden haben hervorragende, von den Kritikern hochgepriesene Betriebe von „innen“ kennengelernt: „L’U.ni“ zum Beispiel ist eines der Top-Restaurants in Nantes, das von einem jungen ambitionierten Küchenchef geleitet wird, „Le Baco Saveurs“ ist für seine erhobene Küche in Nantes und Umgebung bekannt, „Aux Fourneaux“, „Machin Machine“, „Le Fou du Roi“, „Le Square“, „Charles H“, „L’Atelier d’Alain“ und „Patio’nément“ sind etablierte Restaurants, in denen junge französische Küchenchefs am Herd stehen, die viel Wert auf die Vermittlung beruflicher Kompetenzen legen, aber nicht nur. Denn in all diesen Betrieben werden Teamfähigkeit, Teamgeist und die Freude am Kochen, Entdecken, Schmecken oder Ausprobieren großgeschrieben. Dies durften unsere Schülerinnen und Schüler jeden Tag erleben und so berichteten sie immer wieder und mit großer Bewunderung von der Wertschätzung, die diese Küchenchefs ihnen im Laufe der zwei Wochen entgegengebracht haben.
Unsere Auszubildenden haben also wahrhaftig wie Gott in Frankreich gelebt, sie kamen am 05.10.2018 müde aber auch begeistert von ihrer Frankreichreise zurück.
Wir, das Lehrerteam, bedanken uns bei allen elf Schülerinnen und Schülern für ihre Bereitschaft, sich in ein fremdes, unbekanntes Umfeld begeben zu haben und diesen Auslandsaufenthalt so gut gemeistert zu haben. Wir wissen es zu schätzen, wie viel Mut und Energie es ihnen manches Mal abverlangt hat. „Bravo!“, sagen wir allen!