Zimmerer und Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner zum Austausch in Norwegen.

Im Rahmen des Erasmus+ Programms europäischer Länder hatten insgesamt acht Schüler*innen unserer Schule „RBZ am Schützenpark“ die Möglichkeit ihre handwerklichen Ausbildungsberufe für drei Wochen in Norwegen auszuüben. Die Gruppe bestand aus vier Zimmerern und vier Landschaftsgärtner*innen.


Betrieb

Wir, die Gärtner*innen, konnten uns jeweils zu zweit für einen Betrieb entscheiden. Meine Wahl fiel dabei auf „Ødegårdens Planteskole og Utemiljø“, eine mittelgroße Garten- und Landschaftsbaufirma, die auch eine Baumschule und ein Pflanzenverkauf umfasst. Der Geschäftsführer, Lasse-Erik, leitet die Firma nun schon in der vierten Generation. 1965 wurde sie ursprünglich als Baumschule und Pflanzenproduktionsbetrieb gegründet. Im Laufe der Jahre erweiterte sich der Fokus auf die Aufgaben des Garten- und Landschaftsbaus und Gartenpflege für Privatkunden, sowie kommerzielle und kommunale Auftraggeber. Außerdem stellt die Firma Kompost, Rindenmulch und Pflanzerde her und verkauft diese an andere, kleinere GaLa-Bau Betriebe weiter. Gleiches gilt für den Verkauf von z.B. Brechsand und Kies.
Insgesamt arbeiten ca. 30 Personen bei „Ødegården“, wobei etwa zwei Drittel im bautechnischen Bereich auf größeren Baustellen tätig sind und das andere Drittel in der Grünpflege arbeitet. Auf dem Betriebshof gibt es zudem zwei angestellte Mechaniker, die für die Instandhaltung der Maschinen und Geräte zuständig sind. Im Büro arbeiten ein Buchhalter und die Ehefrau des Geschäftsführers. Weitere Familienmitglieder sind die Mutter, die für die Einteilung der Tagesaufgaben verantwortlich ist und seine beiden Söhne, die anteilig als Bauleiter tätig sind, aber auch selbst auf den Baustellen arbeiten.


Arbeitsalltag

Mein Arbeitseinsatz fand in der vegetationstechnischen Abteilung der Firma statt. Im Einzelnen umfassten meine Aufgaben:

  • Obstbaumschnitt
  • Pflege von privaten und öffentlichen Beeten
  • Pflanzung von Stauden, Rosen und Sträuchern
  • Rasenanbau

Ich konnte einige tolle Erfahrungen sammeln und mir ganz neue Aufgabenbereiche erschließen. Dazu gehört z.B. das Pflanzen von 500 einheimischen Wildstauden-Setzlingen in einen privaten Garten. Die natürlichen topografischen Begebenheiten sind in Norwegen bekanntermaßen geprägt von Gestein und es ist normal, dass viele Gärten eher einer Felslandschaft gleichen, sofern keine Sprengungen zur Ebnung der Grundstücke durchgeführt wurden. Das Anlegen eines buntblühenden Gartens kann also herausfordernd sein. Mithilfe einer Art Langstiel-Zwiebelpflanzer konnten wir zwischen den Felsspalten, am Wegesrand oder überall dort, wo genug Oberboden verfügbar war, ca. 3 cm breite Pflanzlöcher vorbereiten und die Setzlinge pflanzen. Hier verwendeten wir eine Mischung aus Stauden, die heimisch sind und aus den Lebensbereichen Steinanlage (St), Steinfugen (SF) oder Mauerkronen (MK) stammen, wie etwa Achillea nobillis, Hypericum perforato, Armeria maritima, Rumex acetosella oder Plantago media. So konnten wir einen Garten unter den schwierigen Voraussetzungen dennoch artenreich und ökologisch sinnvoll aufwerten.
Interessant war auch der Besuch und die Führung durch eine große Baumschule in Grimstad. Zusammen mit dem Chef unseres Betriebs und dem Geschäftsführer der Baumschule konnten wir die Arbeitsabläufe in „Grimstad planter“ kennenlernen und haben über Themen wie den Einsatz von Torf diskutiert. In unserer letzen Arbeitswoche waren wir auf den Produktionsflächen der Baumschule unseres Betriebs tätig. Diese liegen eine zweistündige Autofahrt nördlich von Grimstad in den Bergen. Hier haben wir zu dritt innerhalb fünf Stunden 190 Thuja occidentalis ausgepflanzt und als Ballenware mit Jutetüchern verpackt.


Persönliches Fazit

Am bereichernsten am Erasmus Austausch war für mich persönlich die Erkenntnis, dass ich nach einem Jahr als Gärtnerin in Ausbildung bereits ein breites Wissen in vielen Bereichen vorzuweisen habe. Das war von Vorteil, denn so konnten ich und mein Mitschüler am Ende unseres Austauschs komplett eigenständig mit dem Vertrauen unseres Chefs arbeiten. An zwei Tagen haben wir unter unserer eigenen Verantwortung Rasenflächen angelegt. An anderen Tagen haben wir eine wichtige Dauerpflegestelle betreut. Es war ein ganz neues und bisher ungewohntes Gefühl, selbst die „Leitung“ der Baustelle zu sein, die Arbeitsabläufe zu planen, das Zeitmanagement im Blick zu haben und am Ende das bestmögliche Ergebnis abzugeben. Das hat mir gut gefallen und vermittelt mir das Selbstvertrauen, dass ich in Zukunft auch in Deutschland eine gute Gärtnerin werden kann.
Letztendlich würde ich jedem Azubi empfehlen die Chance zu ergreifen und einen Teil der Lehrzeit im Ausland zu verbringen. Die Perspektiven und Erfahrungen, die man gewinnt, sind nicht nur für das Berufsleben nützlich, sondern fördern auch die persönliche Entwicklung.

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